Mwazna heißt auf arabisch "Staatshaushalt" und ist eine im April 2015 gelaunchte Website, die Bürger ermächtigen soll, die Einnahmen und Ausgaben der ägyptischen Regierung zu verfolgen. Mit Hilfe übersichtlicher Visualisierungen können Steuerzahler und internationale Geldgeber nachvollziehen, wo ihr Geld landet. So ist auf einen Blick ersichtlich, dass die aufgeblasene Bürokratie, Subventionen und Zinszahlungen für die exorbitant hohen Staatsschulden 75 Prozent des Budgets auffressen. Subventionen vergibt der Staat zum Beispiel für Benzin, Kochgas und Brot, aber auch für die gigantische Immobilienblase.
So werden Wohungsbauten in den Wüstenstädten in Kairos Peripherie mit Zuzahlungen und extremen Steuervorzügen angetrieben, obwohl fast niemand in den Satellitenstädten wohnen will, sondern Millionen in die informellen Wohnviertel ziehen. In den Gesundheitssektor fließen dagegen gerade mal 5 Prozent und nur 3 Prozent werden für die Jugend ausgegeben - obwohl mehr als die Hälfte der Bevölkerung (57,2 Prozent) unter 25 Jahre alt ist. Über eine Zeitachse können Entwicklungen analysiert werden: so hat sich die Schuldenlast in den letzten 4 Jahren mehr als verdreifacht; von 663 Milliarden Ägyptische Pfund in 2009-10 auf 1.4. Billionen ägyptische Pfund in 2013-14.
Mwazna ist das Produkt zweier junger Ägypter, dem Internetunternehmer und Nebenbei-Hacker Amr Sobhy (von dem auch das Morsimeter stammt) und dem Datenexperten Tarek Amr. Mit Hilfe von Fakten wollen sie die emotional aufgeladene politische Diskussion in Ägypten versachlichen. Die Staatshaushaltsplattform ist mit einer open data API versehen, sodass Nachahmer das Rad nicht neu erfinden müssen, sondern als Transparenztool für ihre eigenen Zwecke einfach adaptieren können.
Diesen Case haben wir auf unserer Forschungsreise Lab Around the World entdeckt.

mwazna.com